Montag, 9. März 2009

Antananarivo im Chaos

Während ich schreibe, herrscht in Antananarivo das Chaos. Ein Teil des Militärs hat angefangen zu meutern; sofort werden in der Stadt wieder Einkaufszentren und Galerien geplündert. Es gibt sozusagen keine Polizei oder Militärpräsenz mehr in der Stadt - noch gibt es irgendeine Form von Sicherheit. Vor ein paar Tagen noch, gab es in meinem Stadtviertel Granaten und Gewehrfeuer; die Eingreiftruppe Emmonat befreite erfolgreich Geiseln der Oppositionsführer, die Kinder politisch wichtiger Personen im Gymnasium für ihre Zwecke nutzen wollten. Das Außenministerium warnt seit einigen Monaten vor Einreisen und die Botschaft hat Sicherheitsrelevante Informationen für deutsche Madagaskar-lebende verteilt. Es ist davon auszugehen, sollte das Militär nicht wieder die Ordnung in den eigenen Reihen herstellen können, dass das sich die Lage verschlimmern wird und dass einzelne Stadtviertel wieder anfangen werden, sich selbst zu verteidigen.

Mir geht es noch gut, die kleinen, madagassischen Lebensmittelgeschäfte kümmern sich (zumindest hier) tatsächlich um "ihr" Stadtviertel. Hamsterkäufe werden gezielt verhindert und bisher gibt es nur wenige Sachen, die aufgrund der Krise nicht mehr erhältlich sind. Kochen ist allerdings etwas problematisch geworden, Petroleum wird (sowie Benzin und Diesel natürlich), um den Möglichkeiten der Gewalt Einhalt zu gebieten, kaum mehr verkauft. Die Zapfsäulen sind abgestellt und die Tankwarte winken die Autofahrer vor den Tankstellen vorbei. Gas ist zur Mangelware geworden. Als wir unsere Flasche auffüllen wollten gab es nur noch eine Einzige, nämlich die Teuerste, die des größten Models.

Hunderte sind bereits Tot. Die Madagassen sind voll dabei, ihr eigenes Land zu zerstören. Intellektuelle werden nicht zu Rate gezogen, dafür aber religiöse Organisationen. Vernunft hat keine Chance, denn es geht nur noch um Macht und die dazu nötige Manipulation. Ich persönlich bin auf der Seite des Präsidenten, werde jedoch dazu nicht weiter Stellung nehmen. Es ist nur schade, dass dieses Land, welches einen großartigen Aufschwung während der Letzten Jahre erfuhr, nun langsam aber sicher wieder einmal der sicheren Armut entgegen blickt, und das zu Zeiten einer Weltwirtschaftskrise. Hoffnung gibt es kaum noch, da das Allerwichtigste bereits kaputt ist: Der internationale Ruf der Stabilität des eigenen Landes.

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