Sonntag, 11. Januar 2009

Vom Kopieren, Abkupfern und Ausbeuten

Schaut man sich mal die Job Angebote bei RAC an, wird man feststellen, dass ziemlich viele Leute heutzutage nicht unbeträchtliche Summen bezahlen um für spezielle Zwecke automatisch an Inhalte von diversen Webseiten ranzukommen. Ich meine damit Web-Scraping, Data Extraction usw.

Ein paar sind legitim, ein paar sind sogar "educational non-profit"-Projekte, ein paar Andere sind sogar hochgradig illegal. Ich fand sogar Bidding-Requests für Spam-Programme. Mich beeindruckte mitunter, dass es sich dabei ziemlich oft um Wetten handelt. Komplexe Applikationen werden da benötigt, die ganze AJAX Webseiten analysieren und die Daten entweder selbst verarbeiten, um Beispielsweise die besten Gewinnchancen auszurechnen, oder um die Daten irgendwo in irgendeine Datenbank einzutragen damit weiß-der-Geier-was damit passiert hinterher. Das ist auch der Grund warum wir mit Captchas genervt werden. Aber für die gibt es dann wieder neue Bids. Ich frage mich ernsthaft wie viele Webseiten ihre Inhalte auf denen von anderen, echten Webseiten zum größten Teil basieren?

Glücklicherweise bin ich davon nicht betroffen. Nur finde ich es interessant, dass sich für solche Jobs immer Programmierer finden - und dann auch noch für irrwitzige Kleinstbeträge von $10. Wie ist sowas überhaupt möglich? Die Antwort: Drittländer. Geldnot, Devisenkurse, und kulturbedingte niedrige Lebensansprüche machen's möglich. Oder in einem Wort: Outsourcing.

Denn genau darauf basiert RAC zum allergrößten Teil. Nicht nur Scraper, nein, ganze Artikel über zig-tausende Wörter werden für ein paar Dollar von irgendwelchen Afrikanern geschrieben. Ob es Pakistani oder Rumänen sind - allesamt unterbieten sie sich auch noch gegenseitig bis aufs Mindeste, um den Job überhaupt zu bekommen. Der Schüler kann sich freuen - ein Inder erledigt seine Hausaufgaben für, umgerechnet, gerade mal ein Menu bei McDonalds. Eigentlich ist das ein Trauerspiel.

Und jetzt die Ironie: RAC wurde hochgelobt und mehrfach ausgezeichnet, unter Anderem als bestes Geschäftsmodell und gilt als eines der am schnellsten wachsenden IT-Unternehmen überhaupt. Natürlich hat das Ganze auch seine Vorteile. Es schafft eine Menge Arbeitsplätze und die, die in der Rangfolge nach oben kommen, können sich damit durchaus etwas aufbauen in ihrem Heimatland. Für komplizierte Sachen werden auch höhere Beträge bezahlt, aber Ausbeutung bleibt es meiner Meinung nach immer noch. Und vor Allem fördert es die Faulheit von Westlern: Wenn ich 4000€ verdiene, warum nicht 90% meiner Arbeit für 200€ von jemand Anderen erledigen lassen...

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