Donnerstag, 19. März 2009

Putsch in Madagaskar

Rajoelina hat sich vorgestern mit der Macht von wenigen (wenngleich, strategisch wichtigen) abtrünnigen Offizieren gewaltsam an die Spitze geputscht. Die internationalen Reaktionen sind, wie vorauszusehen war, Empörung und Inakzeptanz. Etliche Staaten warnen vor der Einreise nach Madagaskar und sehen zu, dass sie ihre Landsleute herausbekommen, Corsair fliegt schon gar nicht mehr her. TGV hat ein erstklassiges Terrorregime in Schwung gebracht. Erste Anzeichen dafür fand man vorher schon auf der Straße. Jetzt ist Rajoelina anscheinend nicht nur selbsternannter Präsident, nein, er ist defacto Präsident - obwohl er das nach eigenen Angaben nie sein wollte, aber das war noch vor seinem zweifelhaften Erfolg. Sein Einzug in den Regierungssitz war von lächerlichem und mittelalterlichem Exorzismus und Beseitigung von satanistischen Flüchen seitens der "Mpiandry" begleitet. Frühere, politische Gegner haben nun nichts mehr zu lachen. Die Zeitungen berichten von Verhaftungen und menschenunwürdigen Folterungen.

Ravalomanana hatte, eigentlich, schon lange nichts mehr zu melden - dafür hätte er viel früher reagieren müssen, seine Arroganz allerdings lies dies wiederum nicht zu. Seine engsten Berater und sein Kommandostab verrieten ihn am Ende. Letzterer landete zuerst in einem Kofferraum und schließlich im Gefängnis von TGV. Der Präsident versuchte mit einer letzten Entscheidung aus Verzweifelung eine Führung auf militärischer Ebene einzuleiten. Diese neuen "Führer" allerdings übergaben mit fast sofortiger Wirkung ihre Macht an Rajoelina - was legal aber mal wieder nicht mit der Verfassung in Einklang zu stehen scheint, denn Artikel 52 der madagassischen Verfassung besagt, dass die Machtübergabe eines "Directoire Militaire" nur durch echte Wahlen vollzogen werden kann.

Echte Wahlen und Verfassung waren freilich noch nie ein Hindernis, und so, dem internationalen Sturm trotzend, beharrt er auf seinen Plan und versucht sein desaströses Image wieder aufzuheitern indem er z.B. ein neues Krankenhaus bauen will. Das wird er brauchen wenn er für 24 6 Monate (diese lange Zeitspanne wurde international verurteilt) "Präsident" sein will. Einige meinen, dass danach wohl wieder der Ex-Schlächter Ratsiraka übernehmen wird. Währenddessen ruft er nun, wie Ravalomanana vorher auch, ebenfalls nach Investoren; Ich zweifele ernsthaft an seinen Chancen, denn er war es, der genau diese harte Arbeit seines Vorgängers in nur 3 Monaten irreparabel zunichte gemacht hat, nur um die Macht ansich zu reißen. Der Preis des Euros ist gestern Nacht schon mal schlagartig von ~2480 Ar auf 2608 Ar gestiegen. Die Zukunft Madagaskars sieht ohne Zweifel nachwievor düster aus.

2 Kommentare:

  1. Habe deine (war es deine ?) Kritik in der Wikipedia im Artikel über den abgesetzten Präsidenten gelesen. Ich selber traue mir überhaupt kein Urteil zu, besonders über die Ereignisse der letzten Monate. Der Daewoo-Deal stinkt für mich zum Himmel, wenn so etwas ein Staatsmann macht ist der für mich schon sehr suspekt (harmlos ausgedrückt). Aber ich frage mich woher hast Du deine Informationen und woher kommt deine Intension darüber zu schreiben. Leider finde ich weder hier noch in der Wikipedia einen Möglichkeit Dir eine Email zu schreiben. Würde mich freuen etwas mehr von Dir zu erfahren. Du kannst mich über die Wikipedia (Dstern) erreichen.

    Gruß aus Köln Christoph

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  2. Vielen Dank für deine Nachricht (gerade erst) auf meiner Wikipediaseite, vielleicht gibt es eine Möglichkeit Dich per Email zu erreichen?
    Gruß Christoph

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